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Achskapelle

Wenn mehrere Kapellen den Chor umgeben, wird diejenige Kapelle, die auf der Längsachse der Kirche liegt, als Achskapelle oder Scheitelkapelle bezeichnet. Oft wird die Achskapelle aufwändiger gestaltet als die anderen Kapellen.

Chor

In einer Kathedrale (= Bischofskirche) oder einer Klosterkirche trifft sich die zur Kirche gehörende Priester- oder Mönchsgemeinschaft mehrmals täglich zum gemeinsamen Gebet. Für diese Gebete ist der Chor vorgesehen, der Raum im Osten der Kirche. Er enthält auch den Hauptaltar und gilt als vornehmster Teil der Kirche. Gegen das Hauptschiff, in dem sich die Gemeinde zu den Gottesdiensten versammelt, wird er durch den Lettner abgegrenzt.

Dom

Die meisten Kathedralen im deutschen Sprachraum und in Italien werden "Dom" genannt (auf Italienisch "Duomo"). Ausnahmen sind z.B. das Straßburger Münster und die Hedwigskathedrale in Berlin. Umgekehrt sind zum Beispiel der Deutsche und der Französische Dom in Berlin sowie der Hamburger Dom keine Kathedralen. Das Wort ist von "Domus Dei", "Gotteshaus" abgeleitet.

Hallenkirche

Unter einer Hallenkirche oder Halle wird eine in verschiedene Teile untergliederte Kirche (im Unterschied zur nicht gegliederten Saalkirche) verstanden, deren Teile alle dieselbe Höhe haben (im Unterschied zur Basilika, bei der das Mittelschiff die Seitenschiffe überragt).
Bei den Teilen, in die die Halle untergliedert ist, kann es sich um verschiedene Schiffe handeln. Es gibt aber auch einschiffige Hallen, die zum Beispiel in Chor und Hauptraum gegliedert sind.
Unter einer Staffel- oder Stufenhalle versteht man eine mehrschiffige Kirche, deren Mittelschiff wie bei einer Basilika die Seitenschiffe überragt, aber deren Mittelschiff keine eigenen Fenster im Obergaden hat. Bei der Staffelhalle handelt es sich also um einen Übergangstyp zwischen Hallenkirche und Basilika. Daher wird sie auch Pseudobasilika genannt.
Von den hier vorgestellten Kathedralen sind nur Poitiers und Albi Hallenkirchen.


Poitiers:
Dreischiffige Halle

Albi:
Einschiffige Halle

Kathedrale

Eine Kathedrale ist die Kirche eines Bischofs. Normalerweise wird sie deutlich größer und aufwendiger gestaltet als eine Pfarrkirche. Im Laufe der Jahrhunderte, besonders während der Französischen Revolution, wurden manche Bistümer aufgelöst oder neu eingerichtet. Manche gotische "Kathedralen" (z.B. Laon) sind daher heute im eigentlichen Sinne keine Kathedralen mehr, andere sind erst seit kurzem Kathedralen, z.B. St.Denis.
Während die Romanik sehr stark von den Klosterkirchen geprägt wurde, wurde die Gotik sehr stark von den Kathedralen geprägt.

Lettner

Der Lettner trennt in vielen mittelalterlichen Kathedralen den Chor als Raum des Klerus vom Hauptschiff als Raum der Laien. Diese theologisch, liturgisch und oft auch architektonisch widersinnige Teilung wurde im 18. oder 19.Jahrhundert fast überall durch die Entfernung des Lettners aufgehoben, nur in wenigen Kathedralen blieb der Lettner erhalten.

Beispiele:


Auch

Albi

Obergaden

Bei einer Basilika versteht man unter dem Obergaden denjenigen Teil der Wand des Mittelschiffs, der die Seitenschiffe überragt. In den meisten Kathedralen ist der Obergaden mit großen Fenstern versehen.

Osten

"Ex oriente lux" - Aus dem Osten kommt das Licht. Da die Sonne als Symbol für Christus gilt, sind fast alle christlichen Kirchen geostet. Bei der Feier der Messe (im Mittelalter praktisch immer am Morgen) wendet sich die Gemeinde der aufgehenden Sonne zu und erwartet von dort die Wiederkunft Christi. Der Priester steht im Mittelalter mit dem Rücken zur Gemeinde vor dem Altar, der sich daher im Osten der Kirche befindet.

style flamboyant

Herrschender Stil in der französichen Spätgotik von ca. 1350 bis ca. 1520. Gekennzeichnet durch üppigen Schmuck, oft in flammenähnlichen Formen. Die Rosen sind oft im Fischblasenmuster gestaltet. Der Name bedeutet "flammender" Stil. .

Beispiele:


Rose der Senser
Nordfassade

Südportal
von Senlis

Baldachin über
dem Südportal in Albi

style rayonnant

Herrschender Stil in der französichen Hochgotik von ca. 1230 bis ca. 1350. Gekennzeichnet durch anspruchsvolles Maßwerk, starke Betonung der Vertikalen, weit gehende Auflösung der Wände in Glasflächen. Der Name bedeutet "strahlender" oder "radialer" Stil. Er leitet sich vom radialen Aufbau der typischen Fensterrosen der Zeit her, lässt aber auch an das strahlende, durch die großen Fensterflächen einfallende Licht denken.

Beispiele:


Rose der Pariser
Südfassade

Decke des Chors
in St.Denis

Rose der Straßburger
Westfassade

Triumphbogen

Gurtbogen am westlichen Ende des Chores. Trennt also den Chor von der Vierung, bei Kirchen ohne Vierung trennt er den Chor vom Hauptschiff.

Vierung

Bereich, in dem sich Langhaus und Querhaus treffen. An die Vierung schließen im Osten der Chor, im Westen das Hauptschiff, im Norden und im Süden die Querschiffe an. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil befindet sich hier in den meisten Kathedralen der Altar.

Viollet-le-Duc

Der französische Architekt Eugène Viollet-le-Duc (1814-79) war im 19.Jahrhundert für zahlreiche Restaurierungen gotischer Kathedralen und anderer bedeutender mittelalterlicher Bauwerke verantwortlich. Viele Bauten wurden durch ihn vor dem drohenden Verfall gerettet. Dennoch ist sein Wirken nicht unumstritten, da er oft nicht einen früheren Zustand wiederherstellte, sondern Veränderungen vornahm. Er selbst schrieb in seinem 10-bändigen "Lexikon der französischen Baukunst vom 11. bis zum 16.Jahrhundert": "Restaurer un édifice, ce n'est pas l'entretenir, le réparer ou le refaire, c'est le rétablir dans un état complet qui peut n'avoir jamais existé à un moment donné." - "Ein Gebäude zu restaurieren, das bedeutet nicht, es instand zu halten, zu reparieren oder wiederherzustellen, sondern das bedeutet, es wieder aufzurichten in einer Vollständigkeit, die vielleicht zu keinem bestimmten Zeitpunkt vorhanden war." Zu den von ihm in diesem Sinne restaurierten Bauten gehören die Kathedralen von Auxerre, Amiens, Reims, Paris, Carcassonne, Lausanne und Mirepoix, die Sainte-Chapelle in Paris, die Abteikirchen von Vézélay und Saint-Denis sowie die Stadtbefestigung von Carcassonne. In Clermont-Ferrand vollendete er sogar eine im Mittelalter nicht fertig gestellte Kathedrale.

Westen

Als Richtung des Sonnenuntergangs galt der Westen schon im Altertum als Reich der Finsternis, des Todes und des Bösen. Die Westseite einer Kirche hat daher oft die symbolische Funktion, das Böse abzuwehren und ist besonders in der Romanik gerne wie eine wehrhafte Burg oder ein Stadttor gestaltet. Gotische Westfassaden sind meist einladender gestaltet, doch setzt auch die Gotik die Türme gerne an die Westseite.